Stichwort Lichtverschmutzung

Lichtsmog - wenn der Nacht die Dunkelheit fehlt...

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Beispiel von Lichtverschmutzung (trotz Neumond keine Dunkelheit).
Beispiel von Lichtverschmutzung (trotz Neumond keine Dunkelheit).

Straßenlaternen, Verkehr, Reklametafeln und Wohnbeleuchtung – in unseren Städten wird selbst die dunkelste Nacht zum Tag. Aber all das trägt auch zu einem seit Jahren zunehmenden Lichtsmog bei. Mit unabsehbaren Folgen für unser Ökosystem.

Wenn man sich das erste Mal mit dem Thema „Lichtverschmutzung“ beschäftigt, könnte man es für übertriebene Panikmache einiger Ökofreaks halten oder einfach als schlechten Witz abtun. Doch das Problem existiert und seine Auswirkungen können mit wissenschaftlichen Methoden nachgewiesen werden.

Von den negativen Folgen der Lichtverschmutzung sind inzwischen mehr als 80 % der Weltbevölkerung betroffen; in der EU und den USA sogar 99 %.

Entstehung der Lichtverschmutzung

Licht, welches nach oben abgestrahlt oder reflektiert wird, streut sich in den Luftschichten der Erdatmosphäre und wird so über einen weiten Bereich als „diffuser Nebel aus Licht“ wahrnehmbar.

Dieser Effekt ist besonders gut über größeren Städten zu beobachten. So hellt eine Stadt mit 30.000 Einwohnern den Himmel bis zu 25 km weit sichtbar auf. In diesem Fall spricht man von einer „Lichtglocke“, da das Phänomen aus einiger Entfernung als kuppelförmiger Lichtbogen erscheint.

Zu den größten Verursachern der Lichtverschmutzung zählen Straßenbeleuchtung, Reklametafeln und Videowände, aber auch Flutlichtanlagen und Gebäudebeleuchtungen (z.B. von Industrieanlagen).

Ein ebenfalls nicht zu vernachlässigendes Schadpotential besitzen starke gerichtete Strahler, wie Projektionsscheinwerfer und Laser-Emitter für Werbezwecke sowie das Fernlicht von Kraftfahrzeugen.

Folgen der Lichtverschmutzung

Trübe Aussichten für Sternengucker

Was einem als erstes ins Auge fällt (bzw. es eben nicht tut), ist ein ungestörter Blick in den wirklich schwarzen Nachthimmel – denn den gibt es so schon lange nicht mehr:

Laut einer nichtrepräsentativen Umfrage haben 30 % der Deutschen noch nie die Milchstraße gesehen – und das weniger aus Desinteresse, sondern weil diese am aufgehellten Nachthimmel schlicht kaum sichtbar ist.

Auch Beobachtungen von Hobbyastronomen werden zunehmend erschwert, da sich leuchtschwache Objekte in Gebieten mit Lichtsmog nur mit erhöhtem technischen Aufwand durchführen lassen.

Soziale Folgen für den Menschen

Nun kann man natürlich argumentieren, dass es sich beim Blick in die Sterne um ein Luxusproblem handelt und die Vorteile einer „hellen Nacht“ deutlich überwiegen. Doch auch die Natur, einschließlich der Menschen, leidet unter zuviel Licht.

Beim Menschen kann eine zu helle Nacht zu einem verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus führen, der sich in einem gestörten Konzentrationsvermögen und Abfall der körperlichen Leistungsfähigkeit bemerkbar macht.

Die Auswirkungen auf die Chronobiologie des Menschen (darunter versteht man die zeitliche Organisation physiologischer Prozesse und wiederholter Verhaltensmuster von Organismen) sind noch nicht abschließend geklärt. Wissenschaftlich nachgewiesen wurden bereits Störungen im Hormonhaushalt, aber auch negative Einflüsse auf die Psyche.

Störungen der Ökosysteme

Eine künstlich aufgehellte Umgebung beeinflusst das Wachstumsverhalten der Pflanzen: So kommt es bei Laubbäumen an hell beleuchteten Straßen öfters zu Frostschäden, da sich diese aufgrund der fehlenden Dunkelheitsreize zu spät auf kommende Winter einstellen.

Besonders Licht mit einem hohen Blauanteil („kaltes“ Licht) behindert nachtaktive Insekten und Vögel. Orientierung und Navigation bei Dunkelheit werden deutlich schwieriger. Berichte über Zugvögel, die gegen beleuchtete Gebäude fliegen, haben in den letzten Jahren zugenommen.

Unnötiger Energieverbrauch

Durch effizientere Beleuchtungstechniken und den gezielteren Einsatz von Licht könnte eine nicht unerhebliche Menge Energie eingespart werden.

Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung

„Einfach ausschalten“ – ist wohl die erste Idee, die einem beim Thema Lichtverschmutzung in den Sinn kommt. Doch das erweist sich in der Praxis natürlich als nicht durchführbar.

Vielmehr müssen sowohl die öffentliche Hand (Straßenbeleuchtung) als auch die Privatwirtschaft (Reklametafeln, Gebäudebeleuchtung) auf intelligente Technik setzen, um Lichtemissionen bei gleichbleibendem Komfort und Sicherheitsniveau zu minimieren.

  • Einsatz von dimmbaren Außenbeleuchtungen bzw. Straßenlaternen mit Bewegungsmeldern.
  • Reduzierung von dekorativer Beleuchtung oder vollständiger Verzicht darauf zu bestimmten Zeiten („starlight saving time“).
  • Nutzung einer zielgerichteten, verlustarmen Beleuchtung (um eine unnötige Strahlung nach oben und zur Seite zu minimieren).

Da kurzwelliges (blaues) Licht von den Luftmolekülen der Erdatmosphäre stärker zurückgestreut wird, sollten Lichtquellen mit langwelligem (gelb-rötlichem) Licht bevorzugt werden.

Vor allem das Lieblingskind technikbegeisterter Energiesparer steht, was die Lichtverschmutzung betrifft, aus diesem Grund in der Kritik – die LED:

Das Lichtspektrum von Leuchtdioden, die für Beleuchtungszwecke eingesetzt werden, enthält einen sehr hohen Blauanteil. Besser ist es, auf LEDs mit einem größeren Orangeanteil zurückzugreifen (weitere Infos finden Sie auch hier: Kaufhilfe LED-Leuchtmittel).

Grundsätzlich kann also jeder dazu beitragen, die Lichtverschmutzung zu minimieren. Und in vielen Fällen lässt sich so auch gleichzeitig Strom sparen, und damit bares Geld.


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: November 2017 | Letzte Aktualisierung: Mai 2021
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