Wie riecht der Frühling? Und warum wir alle diesen Duft so sehr lieben!

Von kindlicher Prägung und feuchter Erde...

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Sobald die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg zu uns gefunden haben, grünt und blüht der Frühling allerorten - und verströmt seinen unverwechselbaren Duft.
Sobald die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg zu uns gefunden haben, grünt und blüht der Frühling allerorten - und verströmt seinen unverwechselbaren Duft.

Mit den ersten Sonnenstrahlen erwachen im Frühling nicht nur die gleichnamigen romantischen Gefühle zu neuem Leben, sondern auch die Natur – und mit ihr steigt uns ein angenehmer Duft in die Nase, den viele mit dieser Jahreszeit verbinden:

Verantwortlich dafür sind feuchte Erde, Moos und vor sich hin rottendes Laub – näher betrachtet (bzw. beschnuppert) eine ziemlich eigentümliche Mischung, die so gar nichts mit den bildhaften Assoziationen des Frühlings zu tun haben will. Und doch lieben wir diesen speziellen Geruch. Verrückt, oder?

Nein, eigentlich nicht. Zumindest, wenn man weiß, wie das menschliche Gehirn sogenannte olfaktorische Reize („den Geruchssinn betreffend“) verarbeitet.

Duft – von der Nase direkt ins Gehirn

Was wir riechen sind nichts anderes als kleine Moleküle, die von den Duftrezeptoren der Nase empfangen und ausgewertet werden. Unser Gehirn entscheidet dann, ob wir einen spezifischen Geruch mögen und „noch eine Nase voll nehmen“ wollen oder angewidert selbiges Riechorgan rümpfen.

Mit beginnendem Frühling steigen die Temperaturen, die Tage werden länger und sonniger – alles positive Erlebnisse, die wir unbemerkt mit dem natürlich vorhandenen „Umweltduft“ verbinden.

Natürlich riecht Frühling nicht nur nach feuchter Erde – er kann auch nach Waschmittel und Seife duften oder nach Maiglöckchen, Tulpen, Narzissen und anderen Frühblühern. Oder nach Autowachs.

Mit individueller Konditionierung zum Lieblingsduft

Persönliche Erfahrungen aus der Kindheit prägen unser „Geruchsgedächtnis“ nämlich ebenso wie soziale und kulturelle Aspekte des menschlichen Lebens. Es spielt also eine Rolle, wo und wie wir aufgewachsen sind, wenn es darum geht, was für uns ansprechend duftet und was bestialisch stinkt.

Den Geruch von Pflanzen beispielsweise, die wir zu dieser Jahreszeit gerne als Blumenstrauß in der Wohnung um uns haben, verknüpfen wir mit dem beginnenden Frühling.

Und wenn man als Kind Mama und Papa im Frühjahr endlich wieder beim Autowaschen helfen durfte, tja, dann entspricht eben genau diese Duftkomposition dem, was wir in angenehmer Weise auch im Erwachsenenalter mit dem Frühling verbinden.

Die menschliche Geruchswahrnehmung ist also geprägt von individuellen Faktoren. Daher riecht Frühling nicht für jeden gleich, sondern besitzt viele unterschiedliche Facetten.

Frühlingswärme intensiviert Düfte

Ein weiterer Aspekt, weshalb wir im Frühjahr plötzlich intensiver auf Düfte reagieren, stellen die steigenden Temperaturen dar. Erst wenn die Erde nicht mehr gefroren ist, können sich genügend Duftmoleküle lösen und ihren Weg in unsere Nasen finden.

Das ist übrigens ein Grund, weshalb der Winter für viele Menschen keinen natürlichen Geruch besitzt, von künstlich erzeugten Düften aus Plätzchen und Glühwein einmal abgesehen.

Mit einem kleinen Experiment kann das übrigens jeder selbst nachvollziehen: Eine frisch aus dem Eisschrank geholte Tiefkühlpizza riecht eher neutral mit leichter Pappkarton-Note. Erst beim Auftauen beginnen sich die Duftmoleküle aus Hefeteig, Tomatensauce und anderen Zutaten zu lösen.

Daher schmeckt den meisten Menschen warmes oder heißes Essen besser als kaltes – es liegt schlicht am inteniveren Geruch. Denn nicht nur das Auge isst mit, auch die Nase braucht ihren Anteil.


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: März 2021 | Letzte Aktualisierung: Mai 2021
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